Ein Rückblick, ein Ausblick, der traditionelle Juli-Eintrag.

Einmal im Jahr fällt mir mein alter Blog wieder ein. Letztes Jahr aus gegebenem Anlass, durch mein Treffen mit E. Dieses Jahr, heute, muss ich dringend lernen, habe aber so viel mehr Lust zu schreiben. Und siehe da: ein paar Besucher gibt es noch auf dieser Seite, die eine Zeit begleitet hat, die mir so lang vergangen erscheint.

2018 ist definitiv ein spannendes Jahr für mich und ich bin drauf und dran, meinen 2 Leben (bestehend aus Jurastudium und Operngesang) noch ein drittes hinzuzufügen. Die finale Entscheidung dessen wird wohl noch im Juli fallen und ich bin sehr aufgeregt und gespannt, was dabei herauskommen wird. Vielleicht informiere ich in einem Blogeintrag Ende des Monats darüber und noch vielleichter lohnt es sich sogar, über ein Blogrevival unter anderem Namen nachzudenken. Juliettaeverywhere?! Große Lust, über diese möglicherweise dritte Säule in meinem Leben zu berichten, hätte ich. Adventures are coming up. Yay.

Ich bin ein sehr zufriedener und zugleich unglaublich unzufriedener Mensch. Immer auf der Suche nach etwas. Und vor allem bin ich mir über so gut wie gar nichts sicher. Was ist richtig, was ist falsch? Was will ich wirklich und was will ich nur, weil ich die Alternativen nicht will? Und was tue ich eigentlich seit zwei Jahren in Köln? Bin ich mir sicher, dass ich die Karriere will oder vielleicht doch die Freiheit? Sicherheit oder Erfüllung? Und kann ich mich ohne Sicherheit wirklich erfüllt fühlen?

Die meisten Leute sagen, dass alles, was in deren Leben passiert ist, rückblickend schon gut so war. Und das ist eine unglaublich gute Einstellung dem Leben gegenüber. Ich sehe das leider nicht ganz so. Es sind Dinge passiert, die mich so aus der Bahn geworfen haben, dass ich Wege eingeschlagen habe, die attraktiv erschienen, aber mir fremder nicht sein könnten. Und mit Mitte 20 ist man leider auch nicht mehr so schnell dabei, alles wieder umzumodeln. Manchmal begebe ich mich also auf Fehlersuche um zu bestimmen, was ich hätte anders machen können. Retrospektivisch natürlich vollkommen überflüssig. Aber aus Fehleranalyse lässt sich schließlich für die Zukunft lernen. Und was ich momentan ganz stark hochhalte ist Folgendes: Angst ist kein guter Ratgeber und n i e m a n d trägt für euch die Enttäuschung mit, die daraus resultieren kann, dass ihr nicht getan habt, auf was ihr Lust hattet! Weil man leider viel zu oft auf gute Ratschläge hört. Oder Zweifel hat.

Als ich in die USA ging, habe ich mich diesen guten Ratschlägen völlig verwehrt. „Zeitverschwendung“ war eine häufige Reaktion aus meiner Umwelt. Oder auch: „Was versprichst du dir davon?“

Ich hatte mir nichts davon versprochen und vermutlich mehr bekommen, als ich mir jemals hätte versprechen können. 4 Jahre später ist mein Auslandsjahr immer noch so ein immenser Vorteil und Plus in meinem Leben. Nicht mal, weil es für meine berufliche Entwicklung so essentiell wäre. Sondern, weil ich die Welt ein kleines bisschen besser kennen gelernt habe. Weil ich mit Menschen von so weit weg sehr guten Kontakt pflege. Weil ich mich in dem Jahr besser kennen gelernt habe. Weil ich weiß, dass alles, was mir dort passiert ist, schlichtweg eine Bereicherung war.

Ich erzähle so oft von meinen Kindern in New Jersey, von verrückten Nächten in New York. Auch von tollen Theatererlebnissen in New York. Ich denke oft an mein College und meine fantastischen Dozenten dort. Der Schauspielcoach, bei dem ich meine Acting Classes hatte. Halleluja, was hat er mich in diesen Proben aus meiner Komfortzone rausgezerrt. Und die Kinder erst, als ich mit ihnen Achterbahn fahren musste. Achterbahnen sind wirklich nichts für meine Nerven. Gerne erzähle ich auch davon, wie ich fast meinen Führerschein hätte abgeben dürfen. Speeding. Hatte vergessen, dass es Speedlimits auf Highways gibt. Oder ich erinnere mich an diesen unglaublichen Geburtstag in Las Vegas. Best Night ever. I swear. It was huge.

Es sind einfach so unglaublich viele kleine Geschichten, die ich in diesem Blog nie erzählt habe, da ich lieber aus einem Gefühl heraus schreibe, statt chronologisch Anekdoten zu erzählen. Ich hoffe allerdings, dass sich aus meinem Blog eines herauslesen ließ (und lässt): Es war eine der BESTEN Entscheidungen meines Lebens, ein Jahr in die USA zu gehen. Weil ich so unglaublich viel positives mitgenommen habe. Ich wage zu behaupten, dass ich in den USA die bisher glücklichste Zeit meines Lebens verbracht habe. Das sah ich damals so und bis heute hat sich daran nichts geändert. Es war also alles andere als Zeitverschwendung und keine steril konservierte Menge an Zeit hätte mir das geben können, was ich in den USA an Erfahrungen gesammelt habe.

Wir hören uns Ende Juli. Dann ist es vielleicht Zeit, diesen Blog zu schließen. Oder an der Zeit, ihn unter anderem Namen fortzuführen. Denn meine Tage „in the US“ sind gezählt. Aber das Leben zwischen Jurastudium, klassischer Musik und dem geheimnisvollen neuen Job wird nicht minder spannend sein.

Julietta.

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