Dream Bigger, small town girl

Max Reinhardt Seminar fuer Schauspiel? Ludwig Maximilian Universitaet fuer Psychologie? Come on, das kann doch nicht mein ernst sein.
Ich liebe Leipzig. Ich mag Deutschland und ich lebe sehr gerne in Europa. Allerdings gefallen mir einige Dinge in den USA besser als zu Hause. Nicht, dass ich nicht zufrieden gewesen waere. Ich hatte nur schon lange vor meiner Abreise das Gefuehl, dass Leipzig mir zu „klein“ geworden ist. Weshalb ich viele Ausfluege nach Berlin unternahm. Gerne auch nur einfach so. Fuer ein Fruehstueck. Oder ein Theaterstueck. In Berlin hatte ich eher das Gefuehl von Groesse, von Urbanitaet, von der Welt.
Ich hatte Wuensche fuer meine Zukunft. Viel diskutiert mit Freunden und Verwandten, entwickelte ich einen Plan fuer „nach den USA“. Dass dieser Plan noch sehr viele Ecken und Kanten hatte, sei jetzt mal ausser Acht gelassen. Ich wollte mich an Schauspielschulen bewerben. Parallel zu einem Psychologie Studium. Das Ziel: angenommen werden. Egal wo. Koennte ich es mir aussuchen: Max Reinhardt Seminar fuer Schauspiel, Ludwig Maximilian Universitaet fuer Psychologie.

Mit etwas Abstand betrachtet, sieht das schon ganz anders aus. Nach 4 Wochen in New Jersey habe ich ein Gefuehl von „Groesse“ bekommen. Ich lebe nah bei New York, der aufregendsten Stadt der Welt. Ich habe Freunde aus allen Erdteilen gefunden. Ich gehe zum College, nehme (na klar) Kurse in Schauspiel und Psychologie. Ich lebe in einer unfassbar reichen Gegend. Ganz nebenbei, ich fahre einen tollen Mercedes.
Und ich arbeite mit Kindern.
Vor Abflug haette ich das so beschrieben: „Ich arbeite mit Kindern, weil mir das ein Auslandsjahr in den USA ermoeglicht. Ich kann dort leben, sammle neue Erfahrungen und lerne das Land kennen. Von meinem Gehalt kann ich shoppen und reisen. Ich mache ein Jahr lang Pause.“
Mittlerweile beschreibe ich das so: „Ich arbeite mit Kindern, weil ich mir damit mein Leben hier finanziere. Einen Grossteil meines Gehalts verwende ich fuer das College, oder um mich anderweitig zu bilden. Ich bereite mich intensiv auf meine Zukunft vor. Ich nutze die Zeit, um Weichen zu stellen fuer das, was nach dem Job als Nanny auf mich wartet.“

Ihr lest es immer wieder: College. Hier verbringe ich fast jeden Tag von 9 – 15 Uhr. Das ist meine Freizeit. Ich habe 2 Mal pro Woche Kurse. (Ich ziehe in Erwaegung, das auszuweiten. Aber Oh, das Geld!) Ich bin Mitglied in 2 Clubs, die sich woechentlich treffen. Den Rest der Zeit lerne ich fuer die Kurse und bereite mich auf den SAT Test vor. Den was? Den SAT Test. Komplexes Thema. Kurz und knapp: Willste dich an einer Uni bewerben, brauchste den SAT Test. Schwierige Sache, wenn die Muttersprache nicht Englisch ist und man den Test in Amerika ablegen will. Anyway, ich will den Test machen. Darueber habe ich auch mit meinen Gasteltern gesprochen. Wir kamen zu dem Thema Zukunft. Ein oft leidiges Thema fuer alle Abiturienten.

Die Zukunft. Kein Problem, dazu kann ich etwas sagen. Denn ich habe meinen Zukunfts-Plan 1.0 in der Hinterhand. Entstanden zwischen Februar und Juli 2014 in Deutschland.
Ich weihte meine Gasteltern also ein. Max Reinhardt Seminar. Ludwig Maximilian Universitaet. Super Bildung, schlechte Chancen. Doch meine Sorge, nicht angenommen zu werden, teilten sie nicht mit mir.
„Are you kidding me?“
Kidding.. Ich ueber meine Zukunft. No way. Wieso sollte ich mir da einen Spass erlauben?
„I’ve never heard of those Schools.“
Ja natuerlich nicht, die liegen in Europa.
„Yeah, but we know the good Universities in the world, you know. Cambridge.. that’s something for you.“
Also bitte. Ich habe Aussichten gegen 0, an der LMU angenommen zu werden. Wir brauchen jetzt nicht wegen Cambridge diskutieren.
„Cambridge, Harvard.. and for acting you should apply at Juilliard! Not at one of the unimportant schools.“
Harvard und Juilliard! Das wird ja immer schoener!
„How can you be the best without striving for excellence?“

Die Essenz der Debatte: Dream Big.
That’s America. Die beste Schule Sachsens oder New Jerseys kann nicht deine Traumschule sein. Das sind gute Alternativen. Probieren sollte man es allerdings im ganz grossen Stil.
Auf Deutsch: Die Menschen um mich herum koennen nicht verstehen, wie ich in meinem Jahr „Pause“ jeden Tag in die Bibliothek renne. Wie ich Tonnen von Buechern zu Hause habe. Wie ich fuer den SAT lerne, obwohl ich diesen fruehestens im Dezember ablegen werde. Und das alles mehr oder weniger ohne Ziel.
Das erschien mir logisch. Daher habe ich mir neue Ziele gesetzt. Vorlaeufig nicht Harvard und Juilliard. Dafuer einen bestimmten, sehr hohen, SAT Score. Wenn ich den habe, koennen wir weitersehen.
Ganz ohne Zeitdruck. Ich habe hier einen sicheren „Job“. Nicht hochbezahlt. Aber genug, um zu tun, was ich tun moechte. Aus dem einen Jahr koennen ohne viel Aufwand zwei Jahre werden. Wenn es bei einem Jahr bleibt, warum sollte ich dann nicht einfach nach Berlin ziehen? Oder London?

Nicht mein Hostdad hat mir den Blick fuer das Grosse gegeben. Es ist das ganze Land. „Gross, Groesser, am Groessten“, heisst es ueberall. Und wir Europaeer koennen nur die Augen rollen.
Doch hier geht es nicht nur um den groessten Cheeseburger oder um die groesste Mall. Es geht auch um das Groesste in jedem einzelnen Menschen. Um das Verlangen, mehr aus sich zu machen, als man fuer moeglich gehalten hat.
Das Land der unbegrenzten Moeglichkeiten. Fuer mich ist es das definitiv.
Nicht im Sinne „Vom Tellerwaescher zum Millionaer“. Aber im Sinne „Juilliard. Eigentlich eine ganz coole Idee“.
Wie wahrscheinlich ein Ereignis ist, zaehlt hier nicht. Die meisten von uns sind keine Mathematiker, die ihre Stochastik-Buecher zur Hand nehmen.
Was zaehlt, ist Groesse. Und die Energie, die wir darauf verwenden, das Groesste aus uns herauszuholen.

Much Love,
Julietta.

Ps: Sorry fuer fehlende Umlaute und ss – bin gerade im College am Computer 😉

Der Tag, an dem 7 Männer in Uniform im Haus standen.

Ich hatte heute den ersten Heimweh-Moment seit ich hier bin. Es war nur ein kurzer Moment. Ausgelöst wurde er durch ein Erlebnis, das ich wahrscheinlich nie mehr vergessen werde. Mir wurde versichert, dass das anderen Au Pairs auch schon passiert ist. Ich muss es trotzdem nicht noch mal haben.

Seit Mittwoch gehen meine Mädels wieder zur Schule, sodass ich tagsüber überwiegend frei habe. Von dem Moment, an dem der Schulbus die Kids abholt bis nachmittags, wenn er sie wieder nach Hause bringt. Dann gibt es zunächst einen Snack. Ich wollte es mir heute ganz besonders einfach machen: Beef Patties. Einfach 10 Minuten in den Ofen. Fertig. – War der Plan.

Unglücklicherweise haben wir sämtliche Folien in einem Schubfach. Alufolie, Frischhaltefolie, Backpapier, Wachspapier. Die beiden letzten sind weiß und sehen identisch aus. Es kam, wie es kommen musste: Ich verwechselte Backpapier mit Wachspapier und legte fröhlich das Wachspapier in den Ofen. Für vielleicht 30 Sekunden. 30 blöde Sekunden ! Ich bemerkte Rauchentwicklung im Ofen und wollte das Papier sofort wieder rausnehmen. Ganz dumme Idee.

Make a long story short. Das Wachspapier kam aus dem Ofen, der Rauch auch und der Feueralarm ging los. Was macht man als erstes, wenn man Rauch aus dem Haus kriegen will? Fenster auf. Die Kids und ich rannten zu den Türen und Fenstern und öffneten sie. Das war der zweite Fehler. Denn die Alarmanlage war eingeschaltet. Warum auch immer.

2 Minuten später hatte ich die Frau der Sicherheitsfirma am Telefon. Ich sagte ihr das Passwort, sie bedankte sich. Meiner Meinung nach war damit alles erledigt. Denn mit der Sicherheitsfirma konnte ich schon letzte Woche Erfahrung sammeln. Da gab ich aus Versehen 3x den falschen Code in die Alarmanlage ein. Nicht so schön. Aber das konnte ich innerhalb von 5 Minuten regeln. Keine Konsequenzen, keine Polizei, kein Alarm mehr.

So hatte ich mir das heute auch vorgestellt. Denn der Alarm war inzwischen wieder aus. Ich war am Ofen, um dieses Mal das richtige Backpapier zu verwenden, als meine Kids mich riefen. Denn es stand ein Polizist in unserem Haus. Wörtlich. Er hat nicht an der Tür gewartet, sondern stand einfach mitten im Haus. Ich erklärte ihm, was passiert war. Seine Antwort: „Gut, dass das Fire Department gleich in der Nähe ist. Dann müssen die Feuerwehrleute nicht so einen langen Weg umsonst fahren“ – „FEUERWEHRLEUTE?!“ – „Die Polizei kann die Feuerwehr leider nicht abbestellen. Da musst du durch.“

Also plauderte ich ein bisschen mit dem Polizist und den Kids. Wohl wissend, dass gleich die Feuerwehr hereinspazieren würde. Das ist nichts für schwache Nerven. Glaubt mir.
Ich hatte gehofft, dass wenigstens nur 2-3 Feuerwehrleute kommen würden. Tatsächlich kamen ganze 6 Feuerwehrleute durch die Tür gerannt. Da stand ich also. Mit 7 Männern und 2 Kindern. Meine Güte. Never again.
Alle haben es überlebt. Polizei und Feuerwehr nahmen es sportlich und meine Gasteltern mit Humor. Die Kids fanden es Klasse, so viel Action im eigenen Zuhause zu erleben. Nur ich war völlig am Ende.

Und die Moral von der Geschicht‘: Verwechsle das Papier im Ofen nicht!

In diesem Sinne Gute Nacht und die allerbesten Grüße aus dem wundervoll sicheren New Jersey. Hier kann man sich noch auf die Einsatzkräfte verlassen! 😉

 

 

7 Tage voller neuer Eindrücke

Ich habe das typische AuPair-Blog Problem: Sobald man hier ist, vernachlässigt man alles andere. Allerdings habe ich in meiner ersten Woche auch sehr, sehr viel gearbeitet und hatte somit kaum Zeit, etwas zu schreiben.
Hier also die Zusammenfassung meiner letzten Woche:

Heute vor genau 7 Tagen war ich gerade Landeanflug auf Nashville, TN. Nach einem letzten Umsteigen in das Flugzeug nach Newark, war es dann endlich so weit: Das Abenteuer Au Pair hatte begonnen.

Meine Familie holte mich mit einem selbstgebastelten „Willkommen“-Schild am Flughafen ab. Die Atmosphäre war herzlich und ich habe mich sofort sehr wohl gefühlt.
Mein erstes Wochenende stand ganz im Zeichen der Orientierung. Ich fuhr das erste Mal mit meinem Auto, lernte die Umgebung und Strände kennen, traf mich mit einem anderem Au Pair und konnte mich ein wenig einleben.

Dass in New Jersey noch Ferien sind, macht mir das Leben in vielerlei Hinsicht ein wenig schwer. Der Verkehr ist, im negativen Sinn, zum Teil einfach der Wahnsinn. Die Öffnungszeiten in öffentlichen Einrichtungen sind bestenfalls verkürzt. Und meine 2 Mädels sind den ganzen Tag zu Hause und erwarten Entertainment.

Man kann sich vorstellen, dass es eine Herausforderung darstellt, die Kinder zu beschäftigen, wenn man sich noch kaum auskennt. Ich habe in den letzten Tagen so viele Gesellschaftsspiele wie nie gespielt. Ich habe nach Jahren mal wieder Schach gespielt. Ich war mit den Kids im Park, im Pool, in der Mall und in der Stadt. In DER Stadt.

Nachdem ich Montag meinen ersten langen Arbeitstag hatte und die Zeit einfach nicht vergehen wollte, musste für Dienstag ein Plan her: Die Stadt.
Um 9 Uhr morgens nahmen wir den Zug Richtung New York City. Glücklicherweise ist Manhattan nur 1 Stunde entfernt. Unglücklicherweise ist die Zugfahrt recht teuer.

Da die Kids NY schon sehr gut kennen, kam ich natürlich nicht zum Sightseeing. Stattdessen trafen wir uns dort mit den Cousinen der Mädels inklusive deren Au Pair.
Mit dem Au Pair war jedoch nicht so gut Kirschen essen. Daher war mein erstes NYC-Erlebnis auch nicht von der Euphorie geprägt, die ich mir gewünscht und erwartet hatte.
Den Tag verbrachten wir im Central Park bei einem Picknick und im Metropolitan Museum of Art. Das war es auch schon. Denn das Museum war gigantisch. Wir verbrachten gute 5 Stunde dort und haben bei weitem nicht alles gesehen. Solltet ihr also mal einen Besuch dort planen: Nehmt euch den ganzen Tag Zeit.
An sich ist Manhattan einfach unglaublich! Ich werde am Montag wieder hinfahren. Dieses Mal alleine. Allerdings treffe ich Cobus (für alle die ihn kennen) und am Abend ein Au Pair, das direkt in New York wohnt.

Als ich mit den Kids am Abend wiederkam, waren wir alle wahnsinnig müde. Trotzdem verbrachten wir alle außerhalb der Arbeitszeit noch einen tollen Abend miteinander.

Den Rest der Woche blieben wir in der nähren Umgebung und seit Donnerstag Abend ist meine gesamte Host Family im Urlaub. Seitdem nutze ich die Zeit, um Papierkram zu erledigen. Social Security Number, Driver’s Liscence und College sind dabei Stichworte.

Letzteres gestaltet sich momentan eher schwierig. Daran ist nicht das College Schuld. Sondern ich.
In meiner ersten Woche hier habe ich gemerkt, dass mir etwas fehlt. Ich habe kein Heimweh und habe die Kinder schon ins Herz geschlossen. Die Familie ist sehr nett und auch von der Lage habe ich es gut getroffen. (> Eine gute Freundin von mir ist in Iowa gelandet. Da gibt es nichts. Wirklich. Nichts.)
Allerdings kann Babysitting nicht alles sein, was ich in dem Jahr mache. Besonders, wenn ich während der Schulzeit jeden Tag von 9 – 15.30 Uhr frei habe. Ich fühle mich geistig völlig unterfordert. Ich weiß, dass es den meisten Au Pairs reicht, ihren Job zu machen, Amerika zu erleben und neue Freundschaften zu knüpfen. Mir reicht das nicht. Mir wird auch mit dem einen obligatorischen College-Kurs nicht geholfen sein. Daher überlege ich, 3 statt dem vorgegebenen einem Kurs zu machen. Sodass ich unter der Woche jeden Tag einen Ausgleich hätte. Zusätzlich würde ich natürlich noch den Theater Club in meinen Alltag aufnehmen.
Mein voll durchgeplanter Tag, von früh bis spät etwas zu tun zu haben, das vermisse ich hier wirklich.
Ich werde mich nächste Woche noch mal mit dem College in Verbindung setzen, um eine gute Lösung zu finden. Denn so viele Kurse würden mich ein Vermögen kosten.

Ich wünsche euch allen ein tolles Wochenende und sende viele Grüße aus New Jersey,
Bis bald,

Julietta.

Ein kleines bisschen Kulturschock. Ein super-duper-exorbitantes Abenteuer.

Ich habe angefangen, Tagebuch zu schreiben. Denn um den Blog wirklich auf dem Laufenden zu halten, bräuchte ich momentan mehrere Einträge am Tag. Das will ich euch und mir nicht antun. Ich habe mir die Tage Gedanken gemacht, in welche Richtung das hier alles gehen soll, habe aber noch keinen Masterplan entwickeln können. Allerdings möchte die Tage eine extra Seite mit Beiträgen über Expert AuPair erstellen, weil ich weiß, dass viele der zukünftigen AuPairs an Infos über die Organistaion interessiert sind. Dort werde ich den Fokus auf das Training und die Zeit in St Petersburg legen. Stay tuned.

Eines der interessantesten Dinge, die ich momentan erlebe, ist dass man sein Leben in Deutschland aus einer völlig anderen Perspektive betrachtet. Die USA mag im Großen und Ganzen der Europäischen Kultur ähnlich sein, allerdings gibt es so viele kleine Unterschiede, dass man sich zum Teil sehr fremd fühlt.

Es gibt diese wahnsinnig tollen Erfahrungen, die man mit der amerikanischen Kultur macht. Wie die Freundlichkeit der Menschen. An meinem ersten Tag in Florida fuhr ich mit den Mädels mit dem Bus zum Strand. Eine Frau mit einem Kind stieg ein und suchte verzweifelt nach ihrer Monatskarte oder zumindest Kleingeld. Als sie keins fand, stand eine weitere Frau auf, drückte ihr Geld in die Hand und sagte „Let me pay for your ride.“ Niemand im Bus schien überrascht, dass eine fremde Frau die Busfahrt einer anderen bezahlte. Wenige Minuten später war der ganze Bus in ein Gespräch über das kleine Kind verwickelt. Buchstäblich. Jeder im Bus hatte etwas zu sagen oder zu erzählen.

Ich liebe diese Offenheit und Hilfsbereitschaft der Amerikaner. Sei es, dass ein Flughafenmitarbeiter mir zuruft „Lost your way? Ask Steve.“, wenn ich kurz nicht weiß, wohin ich muss. Oder der Busfahrer uns den Weg zum schönsten Strandabschnitt erklärt, wenn wir nur nach der Haltestelle fragen.

Und dann gibt es noch die andere Seite der Medaille. Ich bin kein Typ für Heimweh und kann mich sehr schnell an Situationen anpassen. Doch ich bin sehr wohl ein Ich-will-was-ich-nicht-haben-kann-Typ. Alkohol ist für mich ein Thema. Ich mag es, zum Essen hin und wieder ein Glas Wein zu trinken. Oder mit Freunden auf deren Geburtstag anzustoßen. Sind wir ehrlich: Jeder Deutsche hat mir hoher Wahrscheinlickeit schon vor seinem 16. Geburtstag Alkohol getrunken.
In den USA dagegen wurden schon AuPairs bestenfalls ausgewiesen, schlimmstenfalls ein paar Nächte ins Gefängnis gesteckt, weil sie ein Glas Sekt getrunken haben.

Das ist komisch. Es gibt einfach ein paar Dinge, die einen kurzfristig beschäftigen können. Es fühlt sich an wie ein schlagartiger Kulturschock, der schnell wieder vorbei geht.
Vor ein paar Tagen war ich ziemlich genervt, von dem perfekten Bild, dass die meisten Amerikaner versuchen, abzugeben. Großes Haus inklusive Reinigungspersonal, glückliche Familie, kein Alkohol, keine Zigaretten, wöchentlicher Besuch in der Kirche.

Zugegeben, es übt einen gewissen Druck auf mich aus, zu wissen, dass das auch von mir erwartet wird.
Dass ich nicht mehr volljährig bin und tun kann, was ich will. Dass ich mich in mancher Hinsicht mehr anpassen muss, als ich in Deutschland tun würde.
That’s the way it is. Es gibt nicht nur Positives an einem Auslandsaufenthalt. Aber das ist okay, das gehört dazu.

Morgen früh geht mein Flug über Nashville nach Newark, wo ich das erste Mal auf ‚meine‘ Familie treffen werde.
Ich freue mich auf das Jahr. Auf alle Höhen und Tiefen. Und auf die Menschen, die ich treffen werde.
Es passiert so viel positives, schönes, aufregendes. Eine umwerfende Erfahrung.

Lots of Love from St Petersburg,

Julietta.

Wer verändert sich hier eigentlich? Ich oder alle anderen?

Ich hatte einen phantastischen Tag. Es war mein vorletzter Tag in Leipzig und am Ende dieses Tages kann ich sagen, dass ich mit mir absolut im Reinen bin. Ich war vorher nicht unzufrieden, aber jetzt gerade fühle ich mich so unbeschwert und voller Ideen über das Leben. Ich habe das Gefühl, gerade absolut beweglich durch mein Leben gehen zu können und heute morgen hätte ich niemals gedacht, dass der Tag so viel für mich bereit hält..

Es ist schwierig, wenn man sich von jedem so spät wie möglich verabschieden möchte. Ich habe daher den Fehler gemacht und alle auf die letzte Woche verteilt. So hatte ich einen wahnsinnig gefüllten Terminkalender, aber kaum Ruhe, um mich mit diesen tollen Menschen auseinander zu setzen.
Ich bin um die Erfahrung reicher, dass man Verabschiedungen niemals einfach aneinander reihen sollte. Man kann sich damit um so viele Chancen betrügen. Chancen, die Menschen, die man meint zu kennen, von einer ganz anderen Seite kennen zu lernen. Und das ganz unverhofft. Einfach, weil es sich so entwickelt.

Ich habe heute ein einziges, langes, 6-stündiges Gespräch geführt. Mit einem Freund, den ich in ein 3-Stunden-Zeitfenster quetschen wollte.
Ich habe einer Freundin, die das Gefühl hat, dass wir nie richtig warm miteinander werden, verborgene Ängste anvertraut und sie mit ihr diskutiert.
Könnte ich es mir aussuchen, läge mir nichts ferner, als mich gerade jetzt von den beiden zu verabschieden. Ich habe das Gefühl, mit allen Personen momentan auf einer ganz neuen Ebene von Kommunikation und Verständnis zu sein.
Es haben sich heute überraschenderweise Perspektiven für mich aufgetan, die nur aus Diskussion und Gesellschaftskritik entstanden sind.

Die Frage, die man sich daraus stellen kann, lautet: Sehe ich gerade mehr in Menschen, als ich bisher wahrgenommen habe? Oder liegt das vielleicht an dieser besonderen Situation? Haben sich vielleicht alle anderen einfach verändert? Oder gibt man sich im täglichen Leben mit wenig zufrieden, obwohl man so viel haben kann?
Es wirkt, als würde sich durch die (bald) stark reduzierte gemeinsame Zeit eine ganz andere Wertschätzung der Momente entwickeln.
Qualität statt Quantität?
Was für ein wirtschaftlicher Gedanke.

Ich bin allerdings auch ein Freund von Quantität. Und es fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ein Treffen,  auf das ich mich seit Wochen gefreut habe, nun aufgrund blöder Umstände ins Wasser fällt. Weil mir durchaus Dinge einfallen, die ich zu jedem Einzelnen vor Abflug noch sagen möchte. Und wenn sich diese Gelegenheit zerschlägt, an jemanden diese besonderen Worte zu richten, die man gerade jetzt sagen will.. dann ist es schwierig, sich nur in Gedanken zu verabschieden und sich auf das nächste Jahr zu vertrösten.

Es bleibt immerhin ein Geheimnis der Gegenwart, wie man in der Zukunft sein wird.
Ich habe das Gefühl, heute sehr viel an Mut, Entschlossenheit und positiven Gedanken bezüglich meiner professionellen Laufbahn gewonnen zu haben. Und wenn ein einziger Tag so viel ausmachen kann, wie stark und selbstbewusst wird man dann erst nach einem Jahr sein, wenn man zurückkommt?

Ich habe heute über Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Medien und Beziehungen gestaunt.
Und über die Zeit. Die mir absolut wegrennt. Noch 2 Tage, 11 Stunden und 30 Minuten sind es bis zum Abflug.
Die Koffer sind mittlerweile fast fertig, die Gastgeschenke verpackt, der Papierkram erledigt.
Mir bleibt nichts mehr zu tun, als die verbleibende Zeit hier zu genießen.
Mit letzten großartigen Augenblicken. Mit Freunden. Mit Euphorie und ein bisschen Wehmut.

Aber der wahre Grund, warum der Flug am besten sofort gehen sollte, ist dass ich endlich diese tollen Briefe lesen und Geschenke auspacken möchte.
Es sind eben doch die kleinen Dinge.. 😉

Lots of Love,

Ju.

Noch 5 Tage. 14 Stunden. 37 Minuten. Und keinen Schritt weiter.

Ich kann’s nicht. Ich gebe es zu, ich bin da einfach nicht der Typ für.

Ich hatte in den letzten 3.5 Stunden 9 Kleider, 7 Hosen (3 davon viel zu eng), 3 sehr dicke Pullover, 3 Winterjacken, 2 Strumpfhosen, 5 Röcke und unzählige Tops in allen Farben des Regenbogens an.

Jetzt bin ich erst mal frustriert und schreibe einen Blogeintrag. Neben mir liegt eine Packung Kekse. So wird das natürlich auch mit den engen Hosen nichts mehr.

Ihr ahnt es bereits: Ich habe erste Versuche Richtung Koffer packen unternommen. Es fing auch alles ganz harmlos an. Ich stellte die Koffer bereit, druckte eine Packliste aus (die angeblich schon Millionen Au Pairs das Leben erleichtert hat) und schaltete motivierende Musik ein.

Was mir persönlich absolut nicht einleuchtet ist, dass diese schlaue Packliste meint, ich soll ausschließlich meine Lieblingssachen und Basics einpacken. Haha Guter Witz. Erstens sind meine Lieblingssachen sowieso Basics und zweitens muss ich meine Lieblingssachen erst mal waschen.

Ich hatte mir das so gedacht: Ich packe meinen Koffer, bis er fertig ist. Abgesehen von den Klamotten, die ich sehr mag und bis zum bitteren Ende in Deutschland trage. Die wollte ich einfach ganz am Ende (also üblicherweise 5 Minuten vor Abfahrt) irgendwie obendrauf quetschen.
Wenn der Koffer allerdings nur aus eben diesen Kleidungsstücken bestehen soll, macht mein Plan relativ wenig Sinn.

‚Egal. Dann eben anders anfangen. Mit Kleidern, Sportsachen und Winterjacken.‘ – dachte ich mir.

So kam es, dass ich sämtliche Kleider nacheinander anzog, um mir ein Bild zu verschaffen. So ein Kleid kann schließlich ganz anders wirken als noch vor 1 – 24 Monaten. Je nachdem, wann man es zuletzt getragen hat.
Die Winterjacken habe ich gänzlich aufgegeben. Es füllt schon eine Übergangsjacke ca. 25% meines Koffers. Man kann sich vorstellen, wie viel Platz mich die Winter-Variante mit Daunen und Fell kosten würden. Nee, dann lieber frieren.

Jetzt sieht mein Zimmer aus wie die Wühltische bei Primark im Sale und ich bin verzweifelt. Ganz ehrlich, liebe 838.256.076.235 Vorgänger – Au Pairs: Kann das eine junge Frau alleine in den Griff kriegen?!
Ich für meinen Teil habe beschlossen, mir professionelle Hilfe zu holen. Am besten von einem Mann, der ähnlich emotional mit Kleidung umgeht wie mit Barbie-Filmen. Und dann versuchen wir das noch mal gemeinsam. 

Die Zeit lässt sich nicht davon beeindrucken, dass ich keinen Schritt vorwärts komme. Sie rennt dafür umso schneller. Und damit steht ein Abschied nach dem anderen an. Aber das ist ein Thema für sich.. 

In diesem Sinne.. 

Julietta.

12 Tage vor Abreise. Kleine Gedanken, die sich zu einem Mosaik zusammenfügen.

12 Tage vor Abflug macht man sich einfach seine Gedanken. Über Flieger, die man verpassen könnte. Über Abschiede, die mit vielen Tränen verlaufen werden. Über schwierige Situationen, die man auf einem fremden Kontinent voller fremder Menschen meistern muss. Über die Menschen, die man zurücklässt.. wissentlich, dass man ein ganzes Jahr im Leben des kleinen Bruders verpasst und die alltäglichen kleinen Anekdoten, die wir Mädels in der Schule erzählten, weniger werden.

Ich könnte teilweise stundenlang (bei schönstem Wetter!) im Bett liegen und meine Lieblingsserien auf DVD schauen. Oder lange nicht getragene Kleidungsstücke aus der hintersten Ecke des Schrankes hervorkramen. Oder alte Theaterkarten ausgraben und mich an die Vorstellungen erinnern. Oder mich mit der fast vergessenen Faschingsschminke anmalen. Oder aus dem Fenster schauen und eine alte CD hören. Oder auf meinem Schreibtisch sitzen und mir denken, dass ich wirklich aufräumen sollte. Es sind die kleinen Dinge, die so kurz vor Abreise am meisten Spaß machen.

Erst gestern habe ich einem mir sehr wichtigen Menschen gestanden, dass ich mir Gedanken mache. Dass meine Abreise ein Schlusspunkt in unserer unstabilen Beziehung zueinander darstellt. Mir wurde versichert, dass wir Zeit meines Lebens Kontakt haben werden, sofern ich das wünsche.
Auch das gehört zum Abschied: Man bekommt ein Gefühl für die Tiefe von Beziehungen. Freundschaften, die für die Ewigkeit bestimmt waren, bekommen erste kleine Risse, weil man sich nicht mehr täglich sieht.
Bekanntschaften, die eine untergeordnete Rolle spielten, werden durch Unterstützung und letzten gemeinsamen Erlebnissen auf einmal ganz groß.
Kameradschaften entwickeln sich zu unerwarteten Ansprechpartnern in jeder Stimmungslage.
Ex-Freunde und ähnlich unangenehme Kontakte sind total egal. Sind sowieso bald Geschichte.
Und manche Verbindung, von der man dachte, dass sie an diesem Punkt endet, soll eben doch noch eine lange, lange Zeit halten.
Ziemlich interessant, was da gerade vorgeht.

Dann gibt es noch diverse Frauenprobleme. Zum Beispiel trug ich heute mein paar Lieblingsschuhe. Nicht auf der Straße, dafür sind sie viel zu schick. Sondern zu Hause. Weil mich dieser Gedanke verrückt macht, diese Schuhe in Deutschland zurückzulassen. Ich werde mir wohl in New York das ein oder andere paar ebenso toller Schuhe kaufen müssen. In diesem Moment sehe ich mein Wochengehalt flöten.

Man weiß eben nicht, was einen erwartet. Wie sich das eine oder andere entwickelt. Und wer denkt, ich mache mir Gedanken über unwichtige Details: Es sind  eben doch die kleinen Dinge, die den Unterschied machen. Die Serie, die man vermisst. Der Kontakt, der abbricht. Die Schuhe, die so gut zu dem Outfit passen würden, hätte man sie mit in Amerika.

Ich weiß, was ich zurücklasse und was ich vielleicht für immer hinter mir lasse. Und genau das ist es, was dieses Auslandsjahr so unbeschreiblich spannend macht. Wenn du weißt, dass es nicht um 1 Jahr geht. Sondern um Veränderungen, die dein ganzes Leben verändern, weil du dich selbst verändern wirst.

Wer weiß, was da auf einen zukommt. Für mich ist das einfach nur spannend. Und ich kann sagen, dass mich jeder wehmütige Gedanke noch ein bisschen neugieriger macht. Die Lieblingsserie bleibt hier, aber wer weiß schon, welches Meisterwerk in den USA meine Abende füllen wird?

Irre. Irre. Irre. – denkt man sich. Und merkt einmal mehr, dass das Leben umwerfend ist. Einfach so wie es war, wie es jetzt ist und wie es sein wird.

Julietta.

Konsulat, Koffer und kleine Korrekturen

Neugewonnene Weisheit zum Auftakt: Wenn etwas passiert, schreibe gleich einen Blogeintrag. Sonst passiert so viel, dass du ein schlechtes Gewissen bekommst, das alles in einen einzigen Blogeintrag zu pressen.

Ich hatte meinen zweiten Termin im Konsulat. Damit dieses Mal auch wirklich nichts schief ging, suchte ich mir die Unterlagen schon Tage vorher zusammen und buchte einen Bus nach Berlin, der 6:40 dort ankommen sollte. Abfahrt war für mich in Leipzig 4:30. Was man immer beachten sollte, wenn man einen Bus bucht, ist dass man in der Lage sein muss, unkompliziert zu diesem Bus zu kommen. Andernfalls geht es einem wie mir: Ich lief 3:15 Uhr so motiviert wie müde los, da um diese Zeit noch keine öffentlichen Verkehrsmittel unterwegs sind und ich zu Fuß etwa eine Stunde in die Stadt laufe. Alles kein Thema, denn ich laufe gerne. In Zukunft werde ich trotzdem besser darauf achten 😉

Der Termin im Konsulat lief gut. Klar, die Fotos für’s Visum, die ich dort machen ließ, sind die wahrscheinlich hässlichsten Bilder, die jemals gemacht haben, aber das war nicht anders zu erwarten. Denn 1. werden Passbilder aus einer Fotobox sowieso nie schön und 2. war mein Kiefer durch eine noch nicht lange zurückliegende Zahn OP leicht deformiert.

Alles egal, ich war einfach erleichtert, als der Beamte im Konsulat mit amerikanischem Akzent sagte: „Ihr Visa ist genehmigt.“

Und weil ich einmal in Berlin war, wollte ich unbedingt noch die günstigen Koffer kaufen, die ich die Woche vorher in einem Laden gesehen hatte. Leider hatte der Laden nicht die exakten Maße des Handgepäckkoffers (Ja, wo gibt’s denn sowas?!). Aber Oliver, der Verkäufer, schwor hoch und heilig, dass der Koffer die Bestimmungen von Ryanair erfüllt und ich dachte mir, was bei Ryanair geht, kann für alle anderen Airlines nicht verkehrt sein. Kurz und Gut, der Koffer ist nun bei mir in Leipzig und 4cm zu breit, um damit bei meiner Airline durchzukommen.

Na, dann geht es morgen eben noch mal Koffer kaufen. Man kann schließlich nie genug Kabinengepäck haben. Irgendwann hat man dann Koffer für sämtliche Airlines zu Hause und muss nur noch schauen, was man gerade braucht. Auch nicht übel.

Immerhin habe ich nun doch noch eine Woche länger Zeit, um alles zu erledigen. Ich glaubte zuerst an einen Fehler, als ich das Flugdatum auf meinem Ticket sah. Doch es stellte sich heraus, dass meine Organisation vergessen hatte, mir mitzuteilen, dass die Familie darum gebeten hatte, dass ich 1 Woche später anreise.

Nun ist mein Ausreisedatum der 11. August. Bis dahin gibt es noch ein bisschen was zu tun. Gastgeschenke, Koffer packen, letzte Arzttermine und vor allem Verabschiedungen von Freunden und Familie.

Und wie fühle ich mich?
Manchmal überwiegt die Vorfreude. Manchmal mach ich mir Sorgen, was von meinem Leben hier übrig ist, wenn ich 1 Jahr später zurückkomme. Manchmal erscheint mir alles wie ein großer Traum. Die meiste Zeit empfinde ich es als unrealistisch, dass ich in 2,5 Wochen aufbrechen werde, um ein Jahr auf einem anderen Kontinent zu verbringen.

Was ich trotzdem sagen muss: Mir geht es sehr gut mit der Vorstellung, bald ein völlig anderes Leben zu führen. Es gibt einem das Gefühl von Aufbruch und Veränderung. Man merkt, dass das Schulleben, der Teil des Lebens, den jeder von Grundschule bis Schulabschluss durchlaufen muss, vorbei ist. Und das endlich eine Zeit von sehr individuellen Entscheidungen und Visionen ansteht. Das ist ein tolles Gefühl.

Julietta 

Das Botschafts-Debakel

Hello again,

ich war in den letzten Wochen ziemlich schreibfaul, aber es ist auch gar nicht mal so wahnsinnig viel zum Thema Au Pair passiert. Bis Montag.

Natürlich war mir klar, dass ich am 14.7. meinen Termin beim Konsulat in Berlin hatte, aber es war davor soo viel los, dass ich absolut verpeilt habe, mich darum mal zu kümmern.
Das ganze Problem begann am letzten Mittwoch, als meine Organisation mir eine Mail schrieb, indem ich zu einem weiteren Interview gebeten wurde, bei dem mir auch meine Unterlagen für die Botschaft mitgegeben werden sollten. Allerdings sollte dieses Interview ab dem 20.7. stattfinden. Dumm gelaufen, denn mein Termin war schließlich schon am 14.
Ehe wir geklärt hatten, wie wir es nun machen war es auch schon Freitag. Die Frau von Expert wollte mir meine Unterlagen aus Berlin zusenden und die Deutsche Post versprach hoch und heilig, dass die Papiere Samstag bei mir ankommen würden. So weit, so gut.

Samstag kam nur leider nichts an. Endlose Diskussionen und Anrufe zwischen meiner Organisation und mir folgten, um zu besprechen, wie wir nun am besten vorgingen. Wir einigten uns darauf, den Termin nicht zu verschieben. Ich sollte trotzdem nach Berlin fahren und die Unterlagen nachreichen. Damit auch alles klappte, wurde mir noch die Handynummer einer Frau gegeben, die sowohl zu Expert Au Pair als auch zum Konsulat in Kontakt steht.
Weitere Gedanken zum Thema Visum machte ich mir an dem Samstag nicht mehr, da es gleichzeitig der Tag von Zeugnisausgabe und Abiball war.

Der Sonntag stand ganz im Zeichen von Familienbesuch und Fußball (WIR SIND WELTMEISTER!!!), sodass ich nachts um 3 zu Hause war und feststellte, dass ich meine Unterlagen für die Botschaft noch immer nicht zusammengesucht hatte.
Da wurde noch mal schnell meine Familie geweckt, um Formulare auszudrucken und den Reisepass zu suchen.

Pünktlich 5 Uhr morgens, nach sage und schreibe 20 Minuten Schlaf stand ich dann endlich an der Bushaltestelle und wartete auf den Bus, der mich nach Berlin bringen sollte. Der kam aber leider erheblich zu spät. Jaa, ich hätte es mir denken können, dass in dieser Fußballnacht der Public Transport nicht reibungslos verlaufen wird. Doch ich hatte es einfach ausgeblendet. Das Wochenende hatte mich derart gefordert, dass ich eventuelle Verspätungen von Bus und Bahn absolut nicht einkalkuliert hatte.

Mit 40 Minuten Verspätung traf ich in Berlin ein. Und hätte es vielleicht noch ganz knapp zur Botschaft geschafft. Aber das Glück war wieder nicht auf meiner Seite. Auch die S Bahn kam 15 Minuten später als normalerweise. (Das ist mal eine Leistung, da in der Zeit schon 3 S Bahnen hätten kommen müssen).

Adieu, Termin auf der Botschaft.

Ich rief im Konsulat an und erklärte die Sache. Das Ergebnis war, dass ich den Termin verfallen lassen und einen Neuen vereinbaren sollte. Der nächste verfügbare Termin war der 5. August. – Stopp, Moment. Ich will am 4. August fliegen!
Allmählich kam Panik auf. Die Frau am Telefon erklärte mir, dass ich einen Notfalltermin beantragen könnte, der aber nicht in jedem Fall genehmigt werden könnte.

Gestern, am Dienstag, dann das schiere Glück: Aus irgendeinem Grund tauchten auf der Website des Konsulates noch Termine am 23.7. auf. Ich nahm den frühesten verfügbaren Termin und fühlte mich so erleichtert, wie seit einer Woche nicht mehr.

Jetzt kann ich nur hoffen und zittern, dass nächsten Mittwoch in Berlin alles glatt geht. Die Unterlagen meiner Organisation sind mittlerweile angekommen und ich habe alles soweit parat. Die Voraussetzungen sind also gut.
Und der Rest wird sich hoffentlich finden ..

Bis baaaaald,

Julietta (:

Dieses Chaos-Wochenende in Bildern, will ich euch natürlich auch nicht vorenthalten:

Auf Leipzigs Fanfast beim großen Finale - das durfte ich trotz dem Termin in Berlin natürlich nicht verpassen ;)

Auf Leipzigs Fanfast beim großen Finale – das durfte ich trotz dem Termin in Berlin natürlich nicht verpassen 😉

Da kann man alles andere schon mal vergessen.. Zuerst stand der Abiball im Vordergrund - da kamen die Unterlagen ein wenig zu kurz ;)

Da kann man alles andere schon mal vergessen.. Zuerst stand der Abiball im Vordergrund – da kamen die Unterlagen ein wenig zu kurz 😉

Bin ich „alt“?

Ihr Lieben,

ich widme mich heute einem Thema, das ein bisschen Off-Topic ist, mich aber sehr beschäftigt. Ich bin vor einem knappen Monat 20 Jahre alt geworden. Während meines Jahres in den USA werde ich 21. Wenn ich wiederkomme, haben die meisten meiner Freunde nur noch 2 Semester, bis sie ihr Studium mit dem Bachelor abgeschlossen haben. 

Ja, ich habe mein Abi spät gemacht. Und alle Welt meint jetzt, mir Zeitdruck machen zu müssen. „Wann willst du denn etwas lernen?“, lauten Fragen vor allem aus dem Familienkreis. Und die Antwort darauf.. Keine Ahnung. Ich will gerade nichts akademisches lernen. Keine Fachbücher lesen, keine Hausarbeiten schreiben.

Und was will ich dann? Reisen. Die Welt sehen. Entdecken. Menschen begegnen. Mein Leben bereichern. Mit Erfahrungen und großartigen Bildern und Erlebnissen aus aller Welt, die mich für immer begleiten werden. 

Das heißt absolut nicht, dass ich nicht studieren möchte. Auch auf diesem Teil meines Lebens freue ich mich wahnsinnig. Aber das Leben besteht aus so vielen verschiedenen Stufen. Wenn wir einmal ein Kind und den perfekten Partner gefunden haben.. was bleibt dann von unserem jüngeren „Ich“ übrig? Das „Ich“, das einfach in die Welt ziehen kann. Das „Ich“ das „Tschüss, Bis bald“ sagt und geht. Weil dieses „Ich“ an nichts gebunden ist. Wir haben noch keine Wohnung, die wir kündigen müssen. Wir haben keinen Job, den wir aufgeben müssen. Wir haben noch nicht einmal ein Studium, das wir unterbrechen müssen. Wir haben nur uns und sind jetzt in der einzigartigen Situation, machen zu können, was wir wollen. 

Auch wenn ich schon 20 bin und bei Rückkehr sogar schon 21 – diesen wertvollen, selbstbestimmten Teil meines Lebens lasse ich mir nicht nehmen. Ich gehe im August in die USA. Und dann? Habe ich Zeit zu verlängern? Kann ich noch in ein anderes Land gehen? Kann ich einfach noch ein Jahr jobben? Kann ich anfangen zu studieren?

JA! Wir können all das machen. Und in diesem Sinne informiere ich mich gerade über Freiwilligendienst. Auf einem völlig anderen Kontinent als Nordamerika oder Europa. Und warum? Weil ich auch mit 20 noch verdammt jung bin und mich niemals über verpasste Gelegenheiten ärgern möchte. 

Irgendwann lebe ich in einer Vorstadt mit meiner eigenen Familie und habe einen Job, den ich gerne mache.

Aber was viel wichtiger ist: Ich bin die Person, die ich bin, weil ich weltweit Erfahrungen sammeln durfte und in meiner Jugend gemacht habe, was ich wollte. 

Bin ich „alt“? Nein. Ich fühle mich gerade verdammt jung und lebendig. 

LIFE IS BLISS. 

Julietta (:

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